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Eurythmie versus Sport – was wirkt wie?

Published by Beatrix Hachtel in Eurythmie · 17/7/2010 20:28:53




Eurythmie versus Sport – was wirkt wie?
Pioniere der Klasse 10 forschen!



Schüler der Klasse 10 der Freien Waldorfschule Freudenstadt konnten sich dafür begeistern, die Wirkung von Eurythmie und Sport zu untersuchen. 2 Schuljahre hatte diese Gruppe nun mit einer sehr ungeliebten Eurythmieübung verbracht („das ist aber so LANGWEILIG…!“), deren Wirkung sie aber gespürt und darum akzeptiert hatten. Die Idee, man könnte das ja mal wissenschaftlich überprüfen, hatte ich eigentlich eher als Schnapsidee eingeworfen und war dann sehr überrascht darüber, daß das auf regen Anklang stieß und sich auch etliche aus der anderen Eurythmiegruppe freiwillig dafür meldeten.

Die für die Schüler interessante Fragestellung war nun, ob eurythmische Bewegungen anders wirken als rein sportliche Bewegungen – und wenn sie anders wirken, dann: WIE anders? Das immerhin wäre für die Schüler ein doch sehr einsehbarer Aspekt, um das Fach nochmal anders akzeptieren zu können. Immerhin machen das ja nur die Waldorfs…. – oder?

Das Ganze entpuppte sich dann als enormer Aufwand – die Meßgeräte mußten besorgt werden, die Schule möglichst ruhig gestellt werden und die Versuche in einen zeitlich engen Rahmen gelegt werden. Das gesamte Schulgebäude wurde mit „Bitte Ruhe“-Schildern gepflastert. Während im Versuchsraum alles still sein sollte, sangen draußen die Kleinen „alle meine Entchen“. Viele Schüler anderer Klassen kamen angesichts von Isomatten und Decken im Eurythmieraum und verkabelten Schülern neugierig an und fragten, was denn die Großen da machen.

Überraschend war der große Anklang insbesondere bei den Schülern der unteren und mittleren Klassen. Gerade die älteren waren beeindruckt darüber, daß so etwas überhaupt gemacht werden kann. Eurythmie ist ja eigentlich eine Kunst und wird als solche auch an der Waldorfschule unterrichtet. Neben den künstlerischen Aspekten versucht man dabei zudem, altersgemäße Entwicklungsprozesse zu fördern. Doch eine Reihe der verwendeten Übungen können auch zu spezieller Fähigkeitsbildung eingesetzt werden. Die heutige gängige Unruhe in den Klassen ist dabei einer der Aspekte, auf den dabei geschaut wird.

Was die Auswertungen betrifft, werden diese wohl noch eine Weile auf sich warten lassen, erst mal sind Sommerferien. Dasselbe gilt für meine Ausführungen zur Eurythmie auf der Website, auch das kommt im Herbst.

Die Schüler der Klasse 10 haben das übrigens super gemacht… - aber mehr wird hier nicht verraten!
 


           




Erste öffentliche Eurythmieaufführung in Freudenstadt mit den Oberstufenschülern der Waldorfschule am 29.4.2010

Published by Beatrix Hachtel in Eurythmie · 3/5/2010 15:01:33







Welch ein Wunder, aber es ist gelungen. Was war das für ein Akt: überhaupt erst mal den Schülern einen Zugang für die Eurythmie zu schaffen – wofür macht man das, was soll das überhaupt, ist das nicht nur blödes Gehampel. Dann die Frage von Mitarbeit, Disziplin und Üben. Denn ja – auch wenn man etwas toll findet und versteht, ist es deshalb noch lange nicht gekonnt. Und Üben…? - Irgendwie ist das ein totales Fremdwort geworden. Schließlich: was man im kleinen Kreis der Klasse für sich selber tut, wird nicht mehr so intensiv belächelt, da es ja alle tun. Aber auf einer Aufführung? Was um Himmels Willen sollen die Leute denken?

Nachdem dann klar war, daß es eine öffentliche Aufführung im Kurtheater Freudenstadt werden würde, gingen die Strategien und Ansichten auseinander. Viele freuten sich auf die entstehende Möglichkeit, mal zu zeigen, was die Eurythmie denn eigentlich ist. Andere Schüler waren schockiert, wurden nervös und stürzten sich ins üben. Das, immerhin, war auch schon mal ein sinnvoller Effekt. Eine dritte, wenngleich kleine Gruppe, schaltete auf stur nach dem Motto: Frau Eurythmistin  wird uns schon rausschmeißen, bevor sie sich blamiert. Allerdings – mit der Strategie hatten sie Pech. Keiner flog – nur aus den Proben. Und dass man die brauchte, um sich nicht selber zu blamieren, wurde dann doch irgendwann deutlich. Nachhilfe und ein paar sehr deutliche Worte taten den Rest. Und so schafften wir in 2 Monaten, wofür andere ein ganzes Schuljahr brauchen. Und was mußte nicht alles aus dem Boden gestampft werden: Kostüme, Beleuchtung, neue gefärbte Eurythmieschuhe, Verköstigung und Organisation in der Aufführungswoche, zusätzliche Probenzeiten und Musiker.

Eine Woche vor der Aufführung sahen sich die Klassen 10 und 11 erstmals gegenseitig ihre gearbeiteten Stücke an – und die Scheu war groß: was denkt jetzt der Andere? Das Feedback der Lehrer: es fehle an Konzentration, geistiger Präsenz, innerer Kraft. Erst am letzten Probentag in der Schule waren die Klassen so weit, daß sie es schafften, 2 Unterrichtsstunden konzentriert in Stille durchzuarbeiten. Das Erlebnis, wie anders ein Stück rüberkommt, wenn man es gemeinsam in Stille schon mal vorab innerlich hört und sich auf das Stück gemeinsam innerlich ausrichtet, was für die Schüler enorm beeindruckend. Und so schafften sie buchstäblich in der letzten Stunde den alles entscheidenden konzentrativen Schritt, um mit ihren Eurythmiedarbietungen überhaupt erfolgreich bestehen zu können.

2 Aufführungen gab es an jenem 29.4.: morgens intern für die Schule, Abends öffentlich. Eine Einleitung mit Demonstration zum Thema, was Eurythmie ist, eröffnete das Programm, machte die Schüler und ihr Publikum schon mal miteinander vertraut und nahm allen Beteiligten die Scheu. Immerhin gehen die Leute in Freudenstadt ja nun auch nicht regelmäßig in Eurythmieaufführungen, die dort bislang auch eh nicht angeboten wurden.

Das Ergebnis – eine super Eurythmieaufführung, die Schüler und Erwachsene gleichermaßen begeistert hat. Niemand hätte je damit gerechnet, daß Schüler, die Eurythmie noch nicht mal als regelmäßiges Unterrichtsfach hatten, eine Aufführung in dieser Qualität hinlegen konnten. Auch die aufführenden Klassen selber waren begeistert. Den meisten hatte die Vorbereitung ja auch schon Spaß gemacht, aber die bange Frage war halt doch geblieben – finden die das nicht alle lächerlich…? Nein, sie fanden nicht. Im Gegenteil. Jubel und Begeisterung durchwehten den Saal. Etliche Solos wie z.B. das von Nils, der den Verdrießlichen von Ludwig Bechstein darstellte, wurden mit Bravos und Gejohle aufgenommen, viele Gruppenstücke erregten Begeisterung und am Ende hörte der Beifall kaum auf. Mit den Stücken zum Thema Krieg und inneres Ringen konnten die Schüler das Publikum in einer Form berühren, daß es ganz still wurde im Saal und niemand mehr klatschen wollte. Ein größeres Lob gibt es für Aufführende kaum.

Alle waren von diesem Erfolg überrascht – Schüler, Lehrer, Eltern. Am Schluß kamen wir nicht ohne Zugabe von der Bühne, die gar nicht vorbereitet war. Ein schon gezeigtes Stück in anderer Besetzung mußte herhalten und so erleichtert wie die Schüler am Ende waren – es war 23.00 bis sie endlich nach Hause konnten – so froh waren sie auch. Aus der Riege derer, die sich bis zum Schluß gewehrt hatten , kam am nächsten Tag die Aussage: hätten wir gewußt, das das so toll wird, hätten wir ganz anders mitgearbeitet. – Na denn, dann vielleicht fürs nächste mal.


           




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