Flußfahrt auf dem Amazonas - Leben auf einem Frachtschiff - Liebe zur Erde

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Flußfahrt auf dem Amazonas - Leben auf einem Frachtschiff

Von Pucallpa nach Iquitos: eine Flussfahrt vom Rio Ucayali zum Amazonas auf der Baylon II



Eine phantastische Reise - eine der größten Herausforderungen, seitdem ich überhaupt unterwegs bin, und das will was heißen. Und wieder hat uns der Lonely Planet verratzt. Die Peruausgabe 2007 ist sicher nicht seine stärkste Edition, aber den Abschnitt zu Flussfahrten liest man besser als Märchenbuch in der Sicherheit des heimischen Schaukelstuhls. Als Reiseführer vollständig untauglich. Aber der Reihe nach...

       

Der Rio Ucayali bei Pucallpa


Der Rio Ucayali, an dem Pucallpa liegt, ist der längste Amazonasquellfluss. Ab einem Zusammenfluss vor Iquitos, bei dem er stark seinen Charakter ändert, wird er dann zum Amazonas. Da bei Pucallpa alle Straßen in den Dschungel enden, kommt man von hier ab nur mit einem Boot weiter - oder fliegen, aber wir wollten ja diese Schiffsreise. Das Auswärtige Amt Deutschland warnt vor den Schiffsreisen, denn sie seien so unhygienisch. Na ja, denken wir. Wird schon werden.





3 Tage soll laut Lonely Planet die Reise Flussabwärts nach Iquitos dauern. Am Hafen ist jedoch von 5 Tagen die Rede, vermutlich wegen dem Niedrigwasser der Trockenzeit. Unter den am Hafen liegenden Booten schauen wir uns die Baylon II aus und bekommen im mittleren Deck eine Kabine mit herrlichem Ausblick in Fahrtrichtung:



Die Baylon II ist, wie alle Schiffe hier, ein Stückgutfrachter, der Waren aller Art flussabwärts transportiert und "nebenher" noch einige hundert Passagiere aufnehmen kann. Diese hängen sich auf den Decks in ihre Hängematten ein, Kabinen wie die unsere gibt es nur wenige, wenn überhaupt auf einem Schiff. Im Ergebnis heißt das, dass die Menschen dicht an dicht wie die Sardinen hängen und darauf warten, irgendwann anzukommen. Bilder dazu kommen weiter unten.





Unsere Wirtin im Hotel Sisley schlägt entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen, wie sie von unserer Wahl hört - ausgerechnet die Baylon...!! Wir sind etwas irritiert und werden mit Ratschlägen entlassen, unter anderem den, VIEL Wasser mitzunehmen und VIEL Brot, das Essen an Bord sei so scheußlich. Im Eilverfahren gehen wir in den Supermarkt um die Ecke und decken uns mit Überlebensnahrung für 5 Tage ein sowie ausreichend Flüssigkeit. Und los geht das Abenteuer...


Das Schiff und seine Ladung:

Noch Abends beziehen wir unsere Kabine und kommen ab da aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es ist unglaublich, was da von Hand (und wirklich von Hand, also durch Träger) alles den steilen Dreckhang hinunter getragen wird, um im Schiffsbauch zu verschwinden: Rohrsysteme, Rikschas, Matratzen, Zementsäcke, Kacheln, Kartoffelsäcke, Getränkekisten, sogar ein Auto fährt mit. Ein Nachbarschiff wird vollgeladen mit Klopapier und Bierkisten, andere werden mit Fässern bestückt. Immerhin gilt es mit Iquitos eine Stadt mit 400 000 Einwohnern zu versorgen.


  




Hier rechts der Frachter voll mit Bierkisten und Klorollen, in der Tat:

Und darunter ein Einblick in die hiesige Technik und den Umgang mit derselben:

   - man beachte die sorgfältige Verarbeitung der Fundamente....




Die Passagierstockwerke:

Diese Tranportmittel sind berühmt: Auf den einzelnen Etagen spannen die Menschen in den großen Hallen ihre Hängematten. Das Gepäck - und das sind Stapel - wird drumherum gruppiert. Kreuz und Quer werden die Matten gespannt, wenn es voll ist, hängen die Leute wie die Sardinen und öfters sogar 2-Stöckig. Wir haben erst gewagt, mit versteckter Kamera zu filmen, als das Boot schon wieder leerer war - warum, liest man schon bald. Unten Links sieht man, wie die Habseligkeiten gestapelt werden. Das Bild rechts ist von einer nahezu leeren Halle gemacht, nachdem die meisten Passagiere raus sind.

 




Das Echolot des Amazonas


Früh am nächsten Morgen geht es los, gleich mit der nächsten Überraschung: statt ein Echolot für 150 Euro anzuschaffen, beschäftigt das Schiff gleich 5 Mann zur Bestimmung des Wassertiefe und somit der Route: Vorne am Schiffsrand stehen 2 Mann mit langen markierten Stangen, die sie ins Wasser stoßen und schauen, wo sie aufkommen. Entsprechend dem Ergebnis schreien sie "rechts" oder "links" nach oben zum Kapitän bzw der wird von dem Mann in Grün (unten) per Handzeichen informiert. Zusätzlich fahren noch 3 Mann in einem kleinen Boot voraus und überprüfen nach demselben Prinzip, wo denn etwa das Schiff fahren kann. In den ersten Stunden geben sie sich alle redliche Mühe und zeigen sich von der besten Seite, aber was uns diese Truppe noch beschäftigen wird... - denn der Arbeitseifer verebbt bald, da kann der Kapitän in seinem 3. Stock hupen und tuten und brüllen wie er will - da heißt es Eile mit Weile, morgen ist auch noch ein Tag, und überhaupt, meint er denn nicht den Nachbarn... - auch wenn man kurz drauf auf eine Sandbank läuft:










Rechts: Unsere Beibootmannschaft mit dem Meßstab







2 Tage lang fahren wir in ruhigem Tempo, genießen die Aussicht und ärgern uns über den Lärm trampelnder, klopfender, schauender und spielender Kinder, für die der Bereich unserer Kabine eine höchste Attraktion ist und beliebtester Aufenthaltsort. Dass wir qua Entfernung kaum vorwärts kommen, fällt uns auf der Landkarte zwar auf, aber wir denken uns nichts dabei - noch nicht.


Bei der Essensausgabe geht die Schlange einmal rund ums Schiff bis ins Unterdeck:






In dieser Kiste (links) verbergen sich die Hühner, die vor unseren Augen das zeitliche segnen dürfen um gut frisch zubereitet zu sein - eigentlich das einzige tierische Produkt, das man auf dem Schiff essen kann - denn Strom gibt es nur zeitweise, man rate mal, in welchem Zustand Fleisch und Fisch nach ein paar Tagen Reisen sind...:






Die typischen Bilder während der Fahrt, die Andreas und ich so abgeben - zumindest so lange, wie wir gesund sind....:

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Anderas bevorzugt den Tisch auf der Reling vor der Kabine, wo er den Tag verbringt. Mir ist das trotz der Temperaturen zu zugig und ich endecke für mich den Sitzplatz direkt hinter ihm, nur durch die Kabinenwand getrennt.



Krankheit und - Wir sitzen fest!


Tag 3:

haut es mich mit einer Erkältung ins Bett, der Fahrtwind der letzten Zeit war zu viel.

Tag 4: laufen wir auf eine Sandbank und verbleiben dort weitere 1,5 Tage. Und ich beginne hoch zu fiebern.


So erlebe ich nur eingeschränkt die diversen Rettungsversuche anderer Schiffe mit.



Allerdings ist der Durchschnitt vorbeifahrender Schiffe hier nur 1/Tag. Eine Schubeinheit versucht über Stunden, uns heraus zu ziehen und entlastet uns am Ende, indem sie uns ca 50-80 flüchige Passagiere abnimmt, dann verschwindet sie in der Nacht.

Und auch hier erschüttert uns einmal mehr die Arbeitsweise der Menschen: Barfuß, ohne Schutzkleidung oder Handschuhe, arbeiten sie an den Stahltrossen, mit denen die beiden Schiffe verbunden werden - und auf denen gleich Zug liegen wird:


  



Unser Trost an dem Abend: ein herrlicher Sonnenuntergang:






Am nächsten Tag kommt der Kapitän auf die schlaue Idee, das Schiff von Ladung zu entlasten. Sein Aufruf an die Passagiere am Tag zuvor, sich an Land bringen zu lassen, wurde weitestgehend ignoriert. Nun also stapelt die Mannschaft per Beiboot mehrere Tonnen Reissäcke am Ufer.


Bei den Einheimischen hat sich unser Festsitzen derweil rumgesprochen. Nun kommen massenhaft Einbäume herangeschwommen, also kleine Boote, und entlasten uns um unsere mitgeführten Getränke.

Hier ein Bild der Einbäume.





Ein Holzfäller nimmt gleich eine ganze Tonne voll Bierkisten mit (Arbeit macht durstig...) , aber ein paar Limonadenkisten sind auch dabei.
Cola ist insgesamt begehrt. Ein anderer bekommt aus den Tiefen des Schiffes mitten auf dem Fluss einen große Kühlschrankkombination auf den Einbaum gehievt, ich traue ja meinen Augen nicht...,




Wir übergeben ein ganzes Warenlager an die Einheimischen und werden dadurch leichter. Dann kommt ein Boot der Henry-Gruppe vorbei - unsere Wirtin hatte von den Booten so geschwärmt. Auch dieses Boot nimmt uns weitere 80-100 Passagiere ab. Für mich ist an Umziehen und reisen auf den Zwischendecks unmöglich, insofern bleiben wir hier. Auf dem Boot wird es nun dafür ruhiger, mehr als die Hälfte der Passagiere ist verschwunden.


Am Nachmittag kommt dann eine weitere Schubeinheit mit erkennbar professioneller Mannschaft, und die holt uns raus.


     


Der Tag wird durch ein Tropengewitter beendet, das erste seit unserem Hiersein und ein beeindruckendes Ereignis.
Erstmals wird es vor unserer Kabine ruhig - welch eine Wohltat!

Oben das stürzende Wasser, der Umgang um das Schiff ist nicht mehr begehbar, schwimmen kann man aber noch...
Das waren also Tag 4 und 5.


Tag 6, 7 und 8 sind schnell erzählt:



Jetzt wird auch Andreas krank. Wir sind hinsichtlich der Medikamente zwar gut ausgestattet - aber: was für eine Krankheit haben wir eigentlich? Die Symptome mit dem hohen Fieber können alles sein, von Malaria bis Dengue-Fieber. Aber hier im Amazonas-Nirgendwo gibt es nirgens Handy-Verbindung zu unserem Arzt im Hintergrund. Und da wir ständig stecken bleiben, sind wir letztendlich über eine Woche ohne Telefonverbindung.







Wir halten an jeder Bananenstaude und machen so an Gewicht wieder wett, was wir an Getränken und Passagieren abgegeben haben. Platanos, also Kochbananen ohne Ende verschwinden im Schiffsbauch!


Die Stauden werden der Ordnung halber nummeriert, je Ladung kommt jemand von der Landbevölkerung mit, um das Ganze auf dem Markt in Iquitos zu verkaufen.









Links die Baylon am Tag 8, man vergleiche den Zustand des Schiffes mit dem an der Abfahrt. Und man beachte (unten): Die Rikschas wurden angehoben, um den Kochbananen Platz zu machen!




Und zudem werden leere Getränkekisten nun wieder zugeladen, gibt wohl irgendwo Pfand.

Und noch immer haben wir keinen Handyempfang.


Mittlerweile haben wir beide Durchfall, in einer 7 m2-Kabine ohne abgetrenntes Klo, in der die Spülung gelegentlich für Stunden nicht geht, eine aparte Angelegenheit. Seit Tag 6 gibt es auf dem Schiff kein Brot mehr und das übrige Essen ist derart ungenießbar, dass es uns ekelt, es nur anzuschauen. Die Küche kocht mit Amazonaswasser, das hat etwa die Qualität des Ganges (Quecksilber, Radioaktives Material durch Ölborungen, ungeklärte Abwässer sämtlicher Ansiedlungen/Städte etc).




Im Gemüsefach der Bootskantine hausen diese netten beiden Papageien und hinterlassen ihre Spuren. Der gerade geköpfte Riesenhahn hängt kopfüber in der Spüle zum Ausbluten und mit dem dort ansässigen Messer werden die Kochbananen geschnitten, die ich bestellt habe, da ich sie als geniessbare Nahrung entdeckt habe -  im frittierten Zustand. Seit Tag 6 wird unsere mitgebrachte Nahrung knapp und ekelt uns ebenfalls: Dänische Fleischdosen pur sind eben nur begrenzt genießbar. Auch die Chinasuppen, die wir dabei haben, werden irgendwann eine Zumutung.









Die auf Deck herumliegenden Riesenkäfer, die von Kindern gesammelt und danach verspeist werden oder alternativ zertrampelt und verschmiert, reizen unsere Magennerven zum Umfallen.


Dass ganze Familien sich als normale Beschäftigung gegenseitig über Stunden Lausen können - um den gefundenen Erfolg in den Mund zu schieben - entsetzt mehr Andreas als mich. Aber gut - Herausforderungen allenthalben.


Andreas hat einen halbverschmierten Käfer (3-5 cm Länge haben die Teile)an seinem Socken, da er nie Barfuß läuft ist die Frage, wie der da hin gekommen ist. Vermutlich steckt der Rest im Schuh. Andreas versucht sich zu befreien und, da das nicht klappt, reißt er sich den Socken vom Fuß und schleudert ihn hochkant in den Fluss. Der 2. Socke folgt, aber die Schuhe schmeißt er nicht nach.






Den Müll, den wir immer brav in der Tonne entsorgt haben, wird eines Morgens hochkant in den Fluss befördert, inklusive aller leeren Flaschen. Armer Fluss, was der alles transportieren muss. Und wir hatten uns schon gewundert, warum unsere Mitreisenden immer alles über die Reling geworfen hatten.... Aber gut: Ab da entdecken wir unsere Kabinenreinigung zum Abreagieren - Alles aus der Kabine direkt entlang des Umgangs über die Reling schmeißen: Befriedigt enorm und wiegt einen in der Illusion von Sauberkeit.

Hier links hat die Mannschaft gerade Ölkanister entsorgt - ein normaler Vorgang.



Alltagsbilder:



Der Amazonas bietet insofern reichlich Abwechslung, als sich doch jeden Tag immer wieder Neues entdecken läßt - wäre ich doch etwas fitter...








Eine riesige Schubeinheit nur mit Bierkisten... - man zähle mal, was da im Dschungel konsumiert wird! - Von diesen Ungetümen sehen wir gleich mehrere!




Diverse Wassergefährte, die auch zum Wohnen dienen (rechts), finden sich genauso wie eine schwimmende Fischfarm (unten):












Fischer (rechts)

und Menschenbeförderung:






Dann das Kapitel Abholzung:






Modernste Maschienen - hier rechts kommt der Regenwald geflogen, unten werden Hölzer getrocknet:















Mitten in der Pampa liegt dann ein schwimmendes Sägewerk













Und der ein oder Andere wird sich fragen, was denn gegen das Abholzen einzuwenden ist, wo doch noch alles im Umkreis grün ist...?  - Dazu gibt es dann die Seite mit dem Sekundärregenwald.

Links eines der unzähligen Dörfer, die vom Holzschlag leben.




Zum Weitertransport Flußaufwärts sieht man in der Regel diese grösseren Schiffe:





Um das Holz verkaufen zu können, muss es über große Strecken, oft wochenlang, transportiert werden. Wer keine große Firma besitzt, sonder von der Hände Arbeit lebt, geht häufig Flußabwärts: Die Menschen richten sich dabei auf dem schwimmenden Gebälk notdürftig ein, gesteuert wird es durch die Peki Pekis, Boote mit einem Stabmotor, der je nach Tiefe des Flusses eben auch ganz an der Oberfläche gehalten werden kann.



  



Und immer wieder warten wir darauf, weiter voll geladen zu werden:









Kein Witz: diese Riksha muß mit und wird über einen schmalen Steg, aus 2 freischwebenden Brettern bestehend, in den Schiffsbauch verladen.
Und die Reissäcke, die ausgebootet wurden, sammeln wir natürlich auch wieder ein:





Weitere Schiffe haben sich auf Sandbänken festgefahren, unter anderem eine der berühmten Henrys. Auch Henry schützt also vor Auflaufen nicht.










Oben die aufgelaufene Henry I,
rechts die aufgelaufene Tuki


Aber auch wiederum gilt: es überholt uns keiner, es sind die anderen Boote also auch nicht schneller.




Sandstürme am Amazonas?



Wer sich mit den Büchern der Abenteurer beschäftigt, hat dieses Phenomen verwundert zu Kenntnis genommen - es gibt sie wirklich, die Sandstürme! Sie bilden sich durch den Wind, der über die vielen Sandbänke streicht und diese aufwirbelt - eine unangenehme Erscheinung:






Taag 9 + 10:


Am Morgen von Tag 9 laufen wir erneut auf Grund, diesmal freundlicherweise direkt im Angesicht eines Dorfes. Die Einheimischen lassen sich auch nicht lange bitten und entern das Boot mit allerlei essbaren Dingen, die reißenden Absatz finden. Was ich an dem Morgen alles verfresse - um das anschließend mit weiterem Durchfall zu bezahlen, so ist es denn. die Frauen mit den Eßbaren Gerichten waren so schnell morgends an Bord, daß Andreas fest bei seiner Ansicht bleibt, die Einheimischen würden hier nächtlicherweise Sandbänke aufschippen, um am nächsten Tag ihre Esswaren verkaufen zu können.

Unser beider Mägen sind grundlegend beleidigt, wie wir noch Tage später feststellen. Aber gut. Wir sitzen einmal wieder fest und inzwischen wird unsere Zeit knapp. Zu unserer Überraschung wussten die Einheimischen, dass diese Reise bei Niedrigwasser 10 Tage dauert. Die Franzosen vom unteren Deck hatten wie wir 5 Tage gesagt bekommen, also ein systematischer Versuch, gut zahlende Leute an Bord zu bekommen, an denen man gleich doppelt verdient: einmal am mit der Kabine zu buchenden Essen, das die Touristen bald nicht mehr wollen, und dann an dem gesondert zu bestellenden Essen, das in der Bar geordert werden kann, substantiell ev etwas besser, aber nicht hygienischer ist.










Also, uns wird die Zeit knapp und allmählich auszuschließenden mir die Hutschnur. Wieder überholt uns eine Henry, und zwar die, die vor kurzem selber fest saß und der wir nicht geholfen haben. Gleiches mit gleichem - sie lässt uns sitzen. Während sich der Kapitän in seinem Turm oben einschließt aus Vorsicht vor eventuellen Racheakten seiner Passagiere, fordere ich lautstark das am Morgen versprochene Ausbooten, da wir einen Rückflug ab Leticia haben.






Laut macht es in dem Fall und in einer Eilaktion werden wir in das Beiboot gesetzt und der Henry nachgefahren, die schon weit voraus ist. Sonst würden wir womöglich noch immer auf der Baylon II fest sitzen.
Daß das Boot, daß die Mannschaft zur Wassertiefenbestimmung ständig nutzt, an allen Seiten Leck ist, stellen wir ja auch erst unterwegs fest...


Die Henry wiederum ist beladen mit ganzen Trucks (Tiefkühlkost), Baggern, Rikschas und ...: Kühen. Eine Vielzahl dieser Tiere steht im Unterdeck und scheißen vor sich hin. Aber die Mannschaft macht einen ruhigeren und gediegeneren Eindruck. Der Kapitän wird uns später die Hand geben und die Mitreisenden entspringen viel mehr der gebildeteren Schicht: Die Kinder sind ruhig und werden beschäftigt, viele Menschen lesen oder spielen Brettspiele. So kommen wir nun doch noch dazu, unsere Hängematten zwischen den Einheimischen aufzuspannen:


  

Der Ausblick einmal nach links, einmal nach rechts. Fertig sind wir beide...


Die Henry haben insgesamt 8 Tage gebraucht für die Reise, trotz Festsitzen - etwas schneller geht es dann doch. Die Reise dauert noch die halbe Nacht und auch hier müssen wir uns schließlich morgens um 3.00 ausbooten lassen als Sonderaktion, da das Schiff in Iquitos nicht in den Hafen einfahren darf und wir nicht noch bis zum Vormittag warten wollen und können. Wir haben noch Tagelang beide Durchfall, der freundlicherweise meist bei beiden gleichzeitig einsetzt, für uns ist jetzt also erst mal Schluss. Dennoch verabschiede ich mich vom Amazonas mit einer großen Wehmut, den nächsten Teil der Strecke bis Leticia legen wir mit einem Schnellboot zurück...

So landen wir auf einem dreckigen Lehmhang in einem Industriegebiet mit all unserem Gepäck in der Hand morgens um 3.30. Statt überfallen zu werden, finden wir den Hafenmeister, der uns Rikschas heran gewunken hat. Mit endloser Erleichterung checken wir in ein Mittelklassehotel ein - vom Backpackerdasein haben wir vorübergehend die Nase voll...
Dem Kapitän und seinen Gesinnungsgenossen wünsche ich, dass eine Regelung erlassen wird, die es erlaubt, Ladung zu konfiszieren, um verpasste Flüge von Touristen zu kompensieren. Dann wurde dieser Spaß schnell aufhören. Dem Lonely Planet wünsche ich mehr tatsächlich reisende Mitarbeiter oder ein größeres Finanzbudget zur Recherche.



Ganz vieles wurde hier jetzt nicht erzählt! Mehr zu unserer Fahrt unter den Kapiteln:


Tiere entlang des Amazonas
Menschen und Ansiedlungen...

sobald diese abgeschlossen sind!



 
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