Basisinformationen zu Grönland: Tipps, Tricks und Alltägliches - Liebe zur Erde

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Basisinformationen zu Grönland: Tipps, Tricks und Alltägliches

Basisinformationen zu Grönland: Tipps, Tricks und Alltägliches


Uns Neulingen hat in der Reisevorbereitung schlicht der Lonely Planet oder irgendein vergleichbarer Reiseführer gefehlt und auch jetzt, nach 2 Wochen im Land, bleibt mir schlicht das Urteil: Für Individualreisende gibt es aktuell keinen vernünftigen Reiseführer. Die meisten Touristen fallen offensichtlich mit Kreuzfahrtschiffen an den einschlägigen Orten ein und alle anderen sind ein so kleines Häufchen, daß sich das Erstellen eines Reiseführers nicht wirklich lohnt. Auch Blogs haben uns nicht wirklich weiter geholfen, abgesehen von der Information, daß alles teuer sei. Zudem gibt es Reportagen im Netz, die suggerieren, Versorgungsschiffe kämen nur alle 2 Monate in der Sommerzeit. Somit war uns schlicht nicht klar, was wir in Grönland finden würden. Hier eine kurze Zusammenstellung an Informationen, die für uns im Vorfeld hilfreich gewesen wären:

1. Frühzeitig Buchen:

Man kann verhältnismäßig bezahlbare Flüge nach Grönland durchaus buchen - frühzeitig. Bereits im April ziehen die Preise für die Sommerflüge deutlich an und im Mai ist vieles ausgebucht, sowohl Flüge als auch die im Netz buchbaren Hotels: auch Grönländer reisen nämlich gerne und die Infrastruktur ist für ein Volk ausgelegt, das insgesamt nur 56 000 zählt. 2000 Touristen mehr fallen da bereits ins Gewicht. Das berühmte Hotel Arctic aus Ilulissat hat den ersten Buchungsschub beispielsweise bereits im Januar. Demgegenüber steht, daß auf den Fähren im Sommer auch kurzfristig noch längere Passagen und Kabinen buchbar waren, nämlich von einem Tag zum anderen. Hotels mögen ausgebucht sein, aber in Nuuk und Ilulissat gibt es inzwischen Einheimische, die Zimmer an Gäste vermieten. Man findet solche dann über die Touristeninformation oder vor Ort unter der Hand. Sicher ist das jedoch nicht und im Moment wohl nur für diejenigen empfehlenswert, die auf ein Zelt zurück greifen können. Häufig werden die Hotels nämlich auch von Dänen genutzt, die vorübergehend für irgendwelche Arbeiten in dem Ort stationiert sind.

Uns sind Touristen begegnet, die es durch Rumfragen geschafft haben, einen Jäger auf der Jagd begleiten zu können. Der sprach dann zwar kein Englisch, in der Hinsicht ist Flexibilität gefragt, aber das Beispiel zeigt, daß derartige Ausflüge immerhin auch kurzfristig möglich sind. Was auch nirgends steht: die Menschen sind ungeheuer leicht zugänglich, freundlich und gut verträglich. Wer den Austausch mit ihnen sucht, findet ihn leicht. Manche Fischer sind gerne bereit, mit Touristen zu den Eisbergen zu fahren - eine Tour, die sich also durchaus ohne (meist dänisch geführte) Veranstalter organisieren lässt.


2. Flüge und Boote:

Im Reiseführer steht eventuell etwas von "gelegentlich können Flüge ausfallen". Wie ausgeprägt das selbst im Sommer ist, konnten wir daran sehen, daß fast ein Drittel aller angekündigten Flüge aus irgendeinem Grund gestrichen wurden oder um eine Handvoll Stunden Verspätung hatten, soweit wir das verfolgen konnten. Air Greenland, die Grönländische Fluggesellschaft, die fast den gesamten nationalen Flugverkehr durchführt, fungiert nicht nur in diesem Fall als eine Art Sozialamt: Da die Aufgabe besteht, sämtliche Orte mit der Außenwelt zu verbinden, werden viele Siedlungen angeflogen, ohne daß sich das wirtschaftlich wirklich rechnen würde. Im Falle von Stornierungen wegen Technischer Probleme oder dem Wetter übernimmt Air Greenland die Kosten für die zusätzliche Unterkunft, bis der Abflug möglich ist. Im Winter können schon mal Trapper für eine Woche stranden, die eigentlich in den Norden wollten. An dem Tag unseres Rückfluges von Ilulissat wurden wegen Nebels mehrere Maschinen gestrichen. Air Greenland macht sich dann an das Prozedere von Umbuchungen und Hotelunterkunft. Das kann eine Stunde dauern, danach weiß jeder Passagier, ob und wann es (hoffentlich) weiter geht. Parallel musste eine Maschine von Air Island umkehren. Der Manager hat die Leute dann zwar deutlich schneller in die Hotels bekommen. Aber zum nächsten Flug wurde nur gesagt: fragen Sie bei Ihrem Flugoffice nach, morgen um 10.00 gibt es neue Informationen.

Auch wenn eine Maschine startet, ist das keine Garantie dafür, daß man ankommt. Die Piloten haben genug Sprit dabei, um eine Stunde über dem Zielflughafen kreisen zu können, wenn Hoffnung auf Sichtbesserung besteht - ein übliches Prozedere. Findet sich keine Lücke zum Landen, drehen sie wieder um. Damit werden dann wohl die Hotelzimmer der Neuankömmlinge frei für die Gestrandeten. Alles in Allem ist das kein billiges Versorgungsnetz, die Kosten werden wohl auf die Flugtickets im Ganzen umgeschlagen. Die Maschinen von Air Greenland sind in der Regel bereits mit einfachen Nebelsituationen überfordert - es bedarf also nicht des Katastrophenwetters.

Wer ein engmaschiges Netz an Buchungen oder aber internationale Weiterflüge auch über Kopenhagen hinaus hat, wird aller Voraussicht nach in die Röhre schauen und in rechte logistische Probleme kommen. In Grönland jedenfalls muß man damit rechnen. Wie bitter das werden kann - wie endlos teuer und langwierig - davon spricht der  Beitrag "gefangen bei den Eskimos" auf der vorigen Seite.


3. Die Versorgungslage - was es im Sommer so zu kaufen gibt. Oder die Geschichte von der herrlich reifen Mango im Eisfjord

Wir hatten uns bereits darauf eingestellt, in den Orten der Westküste von Fisch, Wal- und Robbenfleisch zu leben - denn nur davon war in dem Reiseführer die Sprache. Eine weitere Auskunft war, daß es auch Outdoorbekleidung zu kaufen gibt, alles aber sehr teuer sei. Eine weiterhin gerne kolportierte Geschichte ist die von den ausverkauften Läden, in denen es nur Angelzubehör und ein paar vertrocknete Zwiebeln gibt. Das dürfte aber, wenn überhaupt, nur im Frühjahr für die allerkleinsten Siedlungen gelten. Da auch diese im Winter regelmässig angeflogen werden, gibt es auch dort frische Sachen wie Joghurt oder Äpfel, aber eben dann für sehr teures Geld. Von der Hauptstadt Nuuk mal abgesehen, in der es sicher alles gibt, was man braucht, hier mal ein kurzer Überblick:

In den Orten Kangerlussuaq (540 Einwohner, internationaler Flughafen), Maniitsoq (ca 3000 Einwohner) , Aasiaat (ca 3000 Einwohner), Qasigiannguit (1200 Einwohner) und Ilulissat (ca 4600 Einwohner und Touristenhochburg) gibt es je mindestens einen wirklich großen Supermarkt mit einem umfangreichen Sortiment an Produkten, das absolut einem Rewe oder Edeka vergleichbar ist. Die Gemüseabteilung ist natürlich etwas reduziert und nicht alles ist knackefrisch, die Abteilung mit tiefgefrorenem Fisch und Fleisch aller Art ist dafür riesig. Und von asiatischen Sachen wie Kokosmilch, Reisnudeln und Thai-food bis zu Tacochips und Haribo ist IM AUGUST alles zu haben. In Aasiaat beispielsweise kommt alle Woche ein Versorgungsschiff und im Hafen stapeln sich aktuell (12.8.2014) 24 große beladene und klimatisierbare Container und nochmals so viele bereits Entladene (Europäische Produkte für Grönland / Grönlands Fisch für Europa) . All diese Orte haben zudem einen Flughafen, der auch im Winter teilweise angeflogen werden kann und frisches Gemüse bringt, wenn die Häfen schon zugefroren sind. Frischen Fisch hingegen sucht man fast vergeblich: die Leute fangen oder jagen entweder häufig nur für den privaten Bedarf, oder es wird professionell für die Fischfabriken gefischt. Nur in Ilulissat gibt es einen Laden im Zentrum bei den ganzen Tourenanbietern, der in nennenswertem Umfang Fisch, Wal- und Robbenfleisch hatte.

 
Bilder aus dem Supermarkt in Maniitsoq

Zu den Nahrungsmitteln gibt es in den genannten Orten auch alles sonstige zu kaufen von Klamotten über Haushaltswaren bis zu großen Flachbildfernsehern und Elektronik aller Art, auch Gewehre und Outdoor-Equipment in begrenztem Rahmen (Schlafsäcke, Gaskartuschen). Was es hingegen nicht gibt, außer als einzelne Kuriositäten für Touristen, sind zu erwartende lokale Produkte wie Felle oder Fellkleidung. Die Ausnahme war - wie hier unten zu sehen - der Supermarkt in Maniitsoq, der ein paar Fuchsfelle im Angebot hatte. In Ilulissat gibt es eine Reihe von Läden, die neben den üblichen Kuriositäten für Touristen auch Pelzjacken, Handschuhe und Stiefel aus Fell führen sowie einzelne lose Robben- und Fuchsfelle. Die Preise für die Produkte variieren stark und werden wohl in der Lotterie ausgekugelt. Mit der Qualität der Felle hat das - anders als gebetsmühlenartig von jungen dänischen Verkäufern behauptet- schlicht nichts zu tun, sondern wohl eher mit der Frage, was die Ladeneinrichtung gekostet hat.


 

Nun muß man natürlich damit rechnen, daß sich die Abteilungen für frische Produkte wie Wurst, Käse, Mich, Joghurt und Obst schnell deutlich reduzieren, sobald die Häfen im Herbst/Winter zugefroren sind. Es gibt zwar auch weiterhin eine reduzierte Auswahl, die muß aber eingeflogen werden und ist entsprechend teuer. Alles andere lagert jedoch in den riesigen Vorratshallen der Kaufhäuser und ist auch den Winter durch zu haben.

Zum Preisniveau ist folgendes zu sagen: Die Supermärkte in Kopenhagen sind noch leicht teurer. Das heißt, das Preisniveau ist absolut vertretbar, sicher teurer als beim Lidl in Deutschland, aber mit der Ausnahme von Haribo (25 Kronen für 150 gr) hält sich alles im oberen Mitteleuropäischen Rahmen, von größerer Überteuerung aufgrund der Outback-Lage kann keine Rede sein. Unsere Nespresso-Maschine, die auch hier im Regal stand, hat beispielsweise auch nicht weniger gekostet. Das ist auch darauf zurück zu führen, daß Grönland nicht mehr Kolonie Dänemarks ist, sondern seit 1953 Teil des dänischen Staates - der daraufhin gewzungen war, für die Angleichung der Lebensverhältnisse zu sorgen. Dazu gehören bis heute nicht nur die bereits geleisteten immensen Ausgaben für die Infrastruktur wie Häfen, Häusern, Strassen, Schulen, Krankenhäuser und so weiter. Auch die Lebenshaltungskosten dürfen nicht teurer sein als in Dänemark, unabhängig davon, wie kompliziert und teuer der Transport der Dinge an ihren Bestimmungsort ist.  Was also Lebensmittelpreise betrifft, kann man dänisches Niveau ansetzen.


4. Unterkünfte: was bekommt man für sein Geld?

Unterkünfte sind hahnebüchen teuer. In einem Land, das nichts Eigenes hat außer Fisch, Granitfelsen  und Eiswürfeln und von der Steckdose bis zum Wandbetonelement schlicht ALLES importieren muß, ist das Erstellen eines Hauses vermutlich einfach teuer, das Beheizen bei minus 30° im Winter auch nicht billig. Die ***Hotels, die in manchen Orten die einzige Unterkunftmöglichkeit, haben vernünftig isolierte Fenster (Ausnahme ist Hotel Discobay in Qasigiannguit, das mit naturgemäss zugigen großen Dachschrägenfenstern aufwartet), eine für europäische Verhältnisse übliche Zimmereinrichtung und können auch im Sommer beheizt werden. Frühstück gehört zum Standard, die tägliche Zimmerreinigung jedoch nicht unbedingt. Frühstück orientiert sich nach Dänischen Gewohnheiten und ist eher überschaubar. Die Portionen in den Restaurants hingegen sind großzügig und machen satt.



Bild oben: Frühstücksbuffet im Hotel Maniitsoq


5. Internet:

Internet ist in Grönland sehr teuer, aber immerhin zu haben - wobei die Preise jetzt offensichtlich beginnen zu fallen. Im August 2014 gab es folgende Lage:
Die Hotels bieten Internet nur gegen Gebühr, die Preisspanne geht von 40-100 Kronen pro STUNDE (!!). Alternativ kann man sich eine Simcard bei der Post besorgen. Es gibt sie mit und ohne Telefonverbindung, die reine Internetkarte war auf unseren Laptops trotz Slot nur mit zusätzlich zu kaufendem Stick betreibbar. Karte kostet 200 Kronen, je 100 weitere Kronen geben dann 250 mb. Aufzuladen nur über ein einheimisches Telefon per SMS - oder eben gleich  bei der Post.

 
 
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