Mogao-Groten - Liebe zur Erde

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Mogao-Groten



Wunder in der Wüste - Die Mogao-Höhlen: eine Buddhistische Einweihungsstätte?



Eine eigenartige und wunderbare Region: zwischen  der Wüste Gobi und der Mongolei im Norden und den Ausläufern der Tibetischen Hochebene im Süden verläuft ein Oasenlandstrich in west-östlicher Richtung, gespeist von den Wassern der Gletscher und Nebel, die die Hänge der im Hintergrund manchmal steil aufragenden Berge. Zudem liegt die Region etwa auf 1000 m Höhe. So kommt es zu dem Phänomen, daß eine beeindruckend fruchtbare Landschaft in den Ausläufern einer extrem weitläufigen und lebensfeindlichen Wüste entsteht, die im Sommer zwar heiß ist, aber ein wunderbares Klima hat.

Hier verlief die Seidenstrasse, über welche Seide, Tee und Keramik nach Persien transportiert und Gold, Edelsteine und Pferde nach Xian gebracht wurden. Der Landstrich um Dunhuang liegt bereits mehrere hundert Kilometer ausserhalb der Grenzen das alten Chinas, dem Fort und heutiger Stadt Jiayuguan. Wer hier nach Westen durchzieht, verlässt bewohntes Land und zieht durch eine Wüsten- und Bergwelt, die einen überweiten Eindruck macht: spontan erinnert vieles an Ladakh, auf der Tibetischen Hochebene in Indien, durch die der Indus fließt. Aber Ladakh hat andere Maßstäbe - diese Landschaft hier zieht einen aus sich heraus: sie ist zu weit, zu heiß - überall flimmern Trugbilder von Seen, Buschreihen und irritieren das Gemüt. Viele Tagesreisen geht das so, gelegentlich unterbrochen von einzelnen Flusstälern. Vor einem Absprung in ein solches Gebiet gibt es viele Gründe, sich nochmals der Hilfe guter Geister zu versichern oder für eine gute Fahrt zu bitten. Wer die Reise in den fernen Westen gut überstanden hat, findet hier wieder Zivilisation und Maß. Kein Wunder, daß hier eine der größten bekannten buddhistischen Höhlenanlagen entstanden.



Mogao ist eine Flussoase in der Nähe von der Stadt Dunhuang, ca. 20 km vom Stadtzentrum entfernt. Dunhuang gehört zur Provinz Gansu im Nordwesten Chinas. Mogaoku, wie die Höhlen von den Einheimischen genannt werden, bedeutet „Unvergleichliche Höhlen“. Und in der Tat sind sie ein Wunder für sich und ganz zu Recht Weltkulturerbe der Unesco: Hier wurden durch buddhistische Mönche zwischen dem 4. und dem 12. Jahrhundert etwa 800 Höhlen auf mehreren Stockwerken in die Sandsteinfelsen geschlagen und mit Buddha-Statuen, Skulpturen und Wandmalereien verziert. 492 dieser Höhlen, die auf einer Fläche von über 40 000 qm mit beeindruckenden Wandmalereien verziert sind, sind heute noch erhalten und zum Teil zugänglich. Sie wurden zwischen dem vierten und vierzehnten Jahrhundert erschaffen und dann aufgegeben.



Auf meinem Weg durch die Grotten entsteht mir immer wieder die Empfindung, wie es sein muß, diese Wüsten zu durchqueren - als ob etwas von dem Erlebnis sich der spezifischen spirituellen Ausprägung dieser Region eingeprägt hat: Die Auren der Buddhas sind nach oben häufig spitz zulaufend und flammenartig durchzüngelt - ein Feuerelement, das ich aus den Höhlen in Indien nicht kenne (leider sind die Websiteeinträge zu Ajanta und Ellora immer noch nicht fertig....). Und ja - einerseits hat der Buddhismus auf dem Weg entlang der Seidenstraße durch Persien etwas von dem Zoroastrismus und dem Manichäismus, beides Lehren persischen Ursprungs aufgenommen. Andererseits überrascht es mich dann auch nicht mehr, auf die Entstehungslegende der Höhlen einerseits zu stoßen als auch auf den Bericht des Mönchen, dessen aus Indien mitgebrachten Schriften wesentlich zur inhaltlichen Ausgestaltung beigetragen haben wird und hier mit einem Ausschnitt aus einem Artikel im Spiegel zitiert wird :

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/geheimnisvolle-mogao-grotten-in-buddhas-heiligen-hoehlen-a-700171-2.html
"Vor ihm im Sand lagen Skelette. Als wollten sie ihn vor den Gefahren warnen, die jedem drohten, der im Jahr 629 auf der Seidenstraße reiste, der damals weltweit bedeutendsten Route für Waren, Eroberer und Ideen. Der Mönch Xuanzang hatte die Orientierung verloren - und fast seine letzte Kraft. Westlich des chinesischen Reichs peitschten heftige Sandstürme durch die Wüste. Die aufsteigende Hitze gaukelte ihm Trugbilder vor. In seinem Wahn glaubte er, auf fernen Dünen bedrohliche Streitmächte zu erkennen.

Noch größeren Schrecken verbreiteten die mit Schwertern bewaffneten Banditen, die den Karawanen auflauerten, denn diese waren reich beladen: mit Seide und Tee und Keramik auf ihrem Weg nach Westen an die Höfe in Persien und am Mittelmeer. Oder mit Gold, Edelsteinen und Pferden auf dem Weg nach Osten, nach Chang'an (dem heutigen Xi'an), in die Hauptstadt der Tang-Dynastie, damals eine der größten Städte auf Erden...

Die Texte, die Xuanzang aus Indien in die Heimat mitbrachte, vertieften das Verständnis für viele Fragen des Buddhismus und sorgten für seine weitere Verbreitung. Xuanzang war 16 Jahre lang auf Reisen. Gegen Ende dieser Zeit rastete der Mönch in Dunhuang"


Eine der größeren Höhlengebilde hat wunderbare Phönixe an der Decke und den Wänden, und die ganze Gestaltung spricht davon, daß dies hier einmal eine alte Einweihungsstätte war. Das macht auch den Schritt verständlich, zu dem sich Mönche im 11. Jahrhundert offensichtlich genötigt sahen und zu der sogenannten Bibliothekshöhle führten:
Im Jahr 1900 entdeckte der einheimische Mönch Wang Yuanlu hinter einer verschlossenen, verputzen und bemalten Wand einer der Höhlen eine verschlossene Höhle, die ca 50.000 Dokumente aus dem 4. bis 11. Jahrhundert barg. Es stellte sich heraus, daß die Mönche im Jahre 1036 diese in einer Höhle eingemauert hatten - der Grund dafür ist nicht ganz klar geworden. Unsere nutzlose Führerin weiß gar nichts darüber, manche sprechen über eine Verlegung der Route der Seidenstrasse (aber wieso?), andere davon, sie vor den heranstürmenden Mongolen, den muslimischen Karachaniden oder vor dem damals erstarkenden Reichs der Tanguten zu schützen. Das jüngste Dokument wird in das Jahr 1002 datiert. Im Jahre 1907 wurde vom Archäologen Aurel Stein in den Mogao-Grotten das Diamant-Sutra entdeckt und er kaufte dem Einheimischen für einen Appel und ein Ei eine gewaltige Menge dieser Schriften ab. Seither lagern spirituelle Schätze aus allen bekannten Religionen des Orients in London als auch in China - ohne dass man über den Inhalt viel erfahren würde: denn komischerweise gibt es kaum inhaltliches, das aus diesen Schriften mitgeteilt wird - angesichts der Bedeutung, die dieser Ort einmal gehabt hat, verwunderlich. Zudem stellt sich heraus, dass es sich bei einer Reihe dieser Texte um Übersetzungen der buddhistischen Sutren - Lehrtexte durch Xuanzang handelte, die dieser aus Indien mitgebracht hatte. Seine Reisebeschreibung, aus der der Spiegel zitiert, könnte auf eigene Einweihungserfahrungen in der Wüste deuten und den Charakter dieses Ortes mitgeprägt haben.


China im Widerstreit: Historisches oder spirituelles Erbe?





Die Anlage gehört zu Chinas Top-Attraktionen und der Stolz, derartig beeindruckende Zeugnisse aus der Vergangenheit zu haben, ist unverkennbar. Der Versuch andererseits, im Betrachter jeden eigenständigen Gedanken darüber zu verhindern, ist es allerdings auch. Die Höhlen hatten, wie immer wieder betont wird, keine Türen und waren Wind und Wetter schutzlos ausgeliefert - um so beeindruckender, dass sie noch in diesem guten Zustand sind.







Im Originalzustand jedoch waren die Höhlen durch Holzgänge und geschwungene Überdachungen miteinander verbunden, die Sandsteinhänge von einer bemalten Lehmschicht überzogen.











Der Gesamteindruck muß ein zarter, lebendiger, sehr feiner gewesen sein, der sich wunderbar in die Farben der Landschaft selber eingefügt hat und als solches schon eine geistige Sprache sprach. Mit dem Geistigen jedoch hat es die Kommunistische Regierung bekanntermaßen nicht so - es ist ihr unheimlich. Also hat man denn den weitgehend zerstörten Vorbau kurzerhand mit Betonspritzwerk strukturiert, militärisch ordentliche Türen eingebaut und das Ganze als Restaurationsbemühung deklariert. Ganz China eben. Betonen muss man auch die desinteressierten und gänzlich nutzlosen englischsprachigen Führerinnen, die wir genießen durften. Die Dame betete ihr auswendig gelerntes Programm herunter und war nicht in der Lage, einen eigenständigen Gedanken zu fassen, geschweige denn, Fragen zu beantworten. Die Qualitäten des Chinesischen Schulsystems, das im wesentlichen auf Pauken beruht, sind dabei voll zur Geltung gekommen.



Fotografieren ist in den Mogao-Höhlen natürlich verboten - aber die Bemalungen im Höheninneren sind auch heute noch gewaltig lebendig und die Gesichter der Statuen - wie anderswo in Gansu auch - bezaubern durch einen immens friedlichen und lächelnden Ausdruck - nicht durch die abgeklärte Strenge, die ich in Indien oft gesehen habe (ganz unten sind Bilder dazu...).










Die Haltbarkeit der Malereien erklärt sich durch die Verwendung von Mineralien in den Farbmischungen. Unter anderem gehört der in Persien und Afghanistan vorkommende Lapislazuli dazu. Die Mineralien wurden verrieben und geben den Malereien diese lebendige Ausdruckskraft.



Innerhalb der Provinz Gansu ist dieser Höhlenkomplex nur einer von vielen, man findet dort auch die nahegelegenen Yulin Grotten, die westlichen und die Östlichen Tausend Buddha Höhlen, sowie etwas weiter entfernt die Grotten in Maijishan, Binglingsi und Laoshansi. Aus den westlichen Höhlen sind diese Bilder:







 
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