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Kathedrale Notre-Dame de Paris – ein Karfreitag mit Dornenkrone…

Herausgegeben von Beatrix Hachtel in Reisen · 10/4/2010 09:00:19








Kathedrale Notre-Dame de Paris – ein Karfreitag mit Dornenkrone…
Wer sich an einem Karfreitag zur Kathedrale Notre-Dame de Paris begibt, kann sich über so manches verwundern – aber der Reihe nach. Die Erzählung jedenfalls ist kein Witz, sondern Tatsache.

Karfreitag 2010, es schifft in Strömen. Vor der Kathedrale haben sich zwei lange Schlangen gebildet, Regenschirme aufgespannt. Das Nachschauen zeigt: der Eintritt ist frei, aber im Inneren erwartet die Besucherherde ein Mann in Ordensgewandung mit dem obligaten Körbchen. Im Mittelgang der Kirche hat sich gleichfalls eine Schlange gebildet, die dem Altar zustrebt. Die vordersten, von einem Priesterrund umgeben, wie es scheint, verbeugen sich. Eine Messe läuft aber keine. Messelose Massenspeisung des Abendmahles oder was ist dort los? In der Kathedrale verteilt tun Herren Dienst in Zivilkleidung, aber umgeben von einem weißen Mantel mit einem roten Kreuzsiegel eines mittelalterlichen Ordens, ähnlich dem Siegel der Templer oder Johanniter. Die Kleidung der Herren ist gedeckt, aber z.T. von erstklassiger Qualität – und: die Herren sowie die umhanglosen Damen, die man später entdeckt, sind teilweise verheiratet. Ein Katholischer Orden mit Eheleuten? Diese Menschen, offensichtlich geistig-spirituell arbeitend und zum Teil sehr gepflegte Erscheinungen, halten sich mit Auskünften über sich selber bei Nachfrage doch sehr zurück. Andreas geht auf einen von ihnen zu und sucht zu erkunden, um wen oder was es sich handelt. Die Antworten muß man dem Herren aus der Nase ziehen und längeres Recherchieren im Internet wird nötig. Und hier kommen die Lösungen der Rätsel, die noch mehr Fragen aufwerfen:








An jenem Karfreitag wird eine Reliquie gezeigt: die angebliche Dornenkrone Christi, welche heute in Notre-Dame de Paris aufbewahrt wird. (Diese wurde nebst anderen Reliquien im Mittelalter von König Ludwig 1237 in Konstantinopel erworben, zur Aufbewahrung wurde die Sainte-Chapelle in der Nachbarsachaft des Notre-Dame errichtet: ein gotisches Gebäude, das fast nur noch aus farbigen Glasfenstern besteht.) Reliquien festigen Glauben und damit die Macht derer, die sie haben. Die weitere Entwicklung Frankreichs damals zeigt das deutlich.

Erste Frage: welcher Leser hier wußte, das dieses Stück überhaupt existiert? Zweitens: wenn das Ding angeblich echt ist – warum wurde seine Echtheit bis heute nicht überprüft? Aktuell ist die Kirche in Mißbrauchsskandale ohne Ende verwickelt, die das ganze Ausmaß an Doppelbödigkeit und Heuchelei offenbaren. Und in genau dieser Zeit zeigt man einen Gegenstand, an dessen Echtheit (mal wieder) „geglaubt“ wird, an dessen Wahrheitsgehalt aber keiner ein Interesse zu haben scheint. Wieder mal. Ist das ein Grundtenor der Kirche geworden?

Es geht aber noch weiter, jetzt mit den gewandeten Herren: Diese gehören zu dem Ritterorden vom heiligen Grab von Jerusalem, einem Orden, der rund um die Zeit der Kreuzzüge entstand und heute eine vom Papst anerkannte Gemeinschaft katholischer Laien und Priester ist, der die Ritter auch selber ernennt. Einmal im Monat finden „spiritual teachings“ statt, so unser Gesprächspartner. Man beachte: nicht religiöse Unterweisung gibt es, sondern eine  „spiritual“ – also eher eine Art geistiger Schulung. Und genau so sehen die Herren und Damen auch aus: geistig geschult. Ich bin sprachlos. Wie viele junge Männer möchten ihr Leben einem christlichen Leben weihen und hadern mit der Tatsache, daß das nur im Zölibat geht. Und hier gibt es offensichtlich eine Vereinigung, die – sogar mit Ritterstatus – ein geistiges Leben pflegen kann, ohne Zölibat. Näheres zu dem Orden steht auf Wikipedia. Hier ist mir nur eines wichtig und interessant: bewerben kann man sich nicht um die Mitgliedschaft, man muß von irgend jemandem vorgeschlagen werden. Für Normalsterbliche gilt die Aufnahmebedingung: »Die Ritter und Damen werden unter Persönlichkeiten katholischen Glaubens sowie einwandfreier sittlicher Lebensführung ausgewählt, die sich in besonderer Weise um die katholischen Einrichtungen im Heiligen Land und um den Orden verdient gemacht haben und sich verpflichten, dies auch in der Zukunft zu tun.« (Zitat aus: Satzung – in der am 19. Juli 1977 von Papst Paul VI. genehmigten Fassung, Artikel 5, Absatz 2). Die Ernennung erfolgt wie gesagt durch den Papst.

Dann schauen wir mal, wer denn so diese Kriterien erfüllt hat und aufgenommen wurde (Quelle: Wikipedia). Z.B.:

•Konrad Adenauer
•Giulio Andreotti (italiensicher Politiker)
•Ludwig Martin (Generalbundesanwalt)
•Max Streibl (Ministerpräsident in Bayern, siehe dazu die „Amigo-Affäre“)
•Hubert Rohde (Intendant des Saarländischen Rundfunks)
•Maximilian I (Kaiser von Mexiko von 1864-1867)
•Leopold II (König von Belgien von 1856-1909, unter seiner Regentschaft ereigneten sich unzählige Greueltaten im Kongo im Zusammenhang mit Elfenbein – und Kautschukexporten, man schätzt die Zahl der kongolesischen Opfer auf 10 Millionen)


Eine feine Gesellschaft, kann man da nur sagen. Ist das nun ein Orden oder dürfen hier Prominente auch mal Ritter spielen….-? Oder beides womöglich?



           










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